Zu:
Sendung: "Polylux" - DURCHGEKNALLTE TIERSCHÜTZER
(zuletzt in 3Sat,
17. 1. 04)
Die
Autorin Sabine Müller gliederte ihre Reportage
in drei Teile, wobei man den Eindruck gewann,
dass sie ihre geistigen Möglichkeiten bereits
mit dem ersten Beitrag ausgeschöpft hatte, denn
der zweite war dann nur noch flach und der dritte
war schlicht vulgär.
Die
einleitenden Worte von Jörg Thadeusz schienen
inspiriert von der vorangegangen Satire und waren
entsprechend locker-flockig - und leider dazu
noch ziemlich unsachlich. Am meisten hat mich
die Armseligkeit und Dummheit dieser Reportage
-trotz Bemühung Jutta Ditfurths - überrascht,
und überrascht hat mich auch, dass der seriöse
Sender 3Sat dies nicht erkannt und daher
die
Reportage gebracht hat. Nun man hat sie wohl in
erster Linie wegen des ersten Teils gebracht und
die anderen Teile einfach hingenommen, weil sie
nun mal dran hingen.
Zur Einleitung
(Thadeusz)
Es
mag sein, dass es unter den Tierrechtsaktivisten
ein paar Jugendliche gibt, die nicht nur idealistisch
sind, sondern einfach Spaß daran haben, ein paar
Zeitgenossen aufzumöbeln. Die Regel ist dies nicht.
Die Mehrzahl der Tierrechtler/-schützer sind Jugendliche
und Erwachsene, deren Aktivitäten aus dem Leidensdruck
entstanden sind, der bei ihnen durch den gedankenlosen
oder auch bewusst Qualen hinnehmenden Umgang mit
dem hilflosen, dem Menschen ausgelieferten Mitgeschöpf
"Tier" ausgelöst wurde, wobei sich diese
Menschen dessen bewusst sind, dass auf der emotionalen
Ebene Mensch und Tier sehr ähnlich sind, was nicht
nur die unvoreingenommene Beobachtung, sondern
zunehmend auch die wiss.
Verhaltensforschung
bestätigt.
Zu Teil
1 (Peta-Kampagne "Der Holocaust auf Deinem
Teller")
Die
Autorin schafft es nicht, den Vergleichspunkt
zwischen Holocaust und
Massentierhaltung
herauszuarbeiten, obwohl sie ihn selbst, aber
doch wohl unbewusst, nennt: "Der Holocaust
muss wieder mal als Rekordmarke des Grauens herhalten"
hörte ich. Genau das ist der Punkt.
Verglichen
werden doch nicht Menschen oder gar Juden (und
andere Holocaustopfer) mit Tieren, gar Hühnern,
im Blick auf ihre Eigenschaften, sondern im Blick
auf ihr Schicksal, die Situation, wie der Peta-Sprecher
richtig erklärte. Und selbst bei kritischster
Betrachtung der vorgeführten Bilder, muss doch
jedem auffallen, dass es da ein durchaus vergleichbares
Schicksal, eben eine vergleichbare Situation der
Betroffenen gibt.
Der
einzige Unterschied ist, dass das eine Bild ausgemergelte, gequälte
Menschen, das andere Bild ausgemergelte, gequälte Tiere zeigt. Wenn
anscheinend gefordert wird, dass das Quälen von Menschen grundsätzlich
verwerflicher anzusehen ist als das Quälen von Tieren, dann hat
die
Autorin schlicht
nicht den Sprung von der "Mitmenschlichkeit"
zur "Mitgeschöpflichkeit" geschafft,
aber gerade das ist dem Menschen als dem verantwortlichen
Geschöpf in dieser Welt abzuverlangen.
Viele
Holocaustopfer selbst haben diesen "Sprung" aber geschafft,
und dies ist wahrscheinlich auf Grund ihrer eigenen Erfahrungen
noch nicht mal ein
Zufall. Auch
die bei diesem Beitrag bemühte Jutta Ditfurth
hat noch nicht artübergreifend zu denken, oder
gar zu fühlen, gelernt. Ihre Qualifizierung der
Tierrechtsaktivisten als antisemitisch ist im
Blick auf ihre vermutlich große Solidarität mit
den Holocaustopfern gerade noch verständlich,
wenn auch enttäuschend; wie sie jedoch auf "rechtsradikal"
kommt, das würde mich nun aber wirklich interessieren.
Nach
genügender Abschottung gegenüber den inhumanen Tierrechtsaktivisten
macht sie aber dennoch ein paar interessante Aussagen:
-
Notleidende
Völker seien weiterhin auf das Essen von Tieren
angewiesen, das Töten von Tieren würde also
weitergehen, dagegen gäbe es für das Quälen
von Tieren keinerlei Grund.
-
Sie
bezeichnet Letzteres schlicht als Schweinerei;
ich würde die Vokabeln "Ungeheuerlichkeit
oder Verantwortungslosigkeit" benutzen.
-
Nebenbei
hat sie - offenbar von der Autorin noch nicht
mal bemerkt - den hiesigen Menschen das Schnitzel
vom Teller gezogen, und ich nehme Frau Ditfurth
schlichtweg auch nicht ab, dass sie die diversen
Gründe der offenkundigen Tierquälereien nicht
kennt; also auch sie hat bei aller Gutwilligkeit
in diesem
Punkt ziemlich gedankenlos oder eilig so etwas
mal gerade "dahingesagt".
Nun, die Tierquälereien
haben nichts mit artinternem
Rassenwahn
zu tun wie die Menschenquälereien der Nazis, das
ist wohl jedem klar, aber u. a. eine Menge mit
Profit, und das weiß auch die ehemalige Grüne
und ökologische Ditfurth.
Die von der Autorin
sogar zu Recht monierten Zahlenspiele sind auch
nicht der Punkt; der Punkt ist, dass wir uns der
Holocaustopfer schämen und sie für alle Zukunft
verhindern müssen, aber ansonsten nichts mehr
daran ändern können, während wir uns der Tieropfer
nicht nur schämen, sondern sie als jetzt verantwortliche
Generation verhindern müssten, also durchaus etwas
daran zu ändern hätten. Es wird ja auch zum Teil
- nicht nur von Tierrechtlern/-schützern - versucht,
nur da gibt es die gewissen von
Frau
Ditfurth nicht genannten Gründe, die dem immer
wieder entgegenstehen.
Ich
persönlich finde das Engagement der Autorin für die Holocaustopfer
verständlich und gut, ihre anscheinend totale Empfindungslosigkeit
im Blick auf die Tieropfer unverständlich und schlimm.
Vielleicht
hätte sie, wenn sie nur in etwa in der Lage gewesen
wäre, über die eigene Artgrenze hinaus zudenken,
den Vergleichspunkt erkannt und nicht wie Frau
Ditfurth als Fazit aus der Petakampagne einfach
Juden mit Hühnern verglichen.
Zu Teil
2 (Pelztierhaltung)
Irgendwie
hatte die Autorin hier schon ihr Pulver verschossen.
Statt Bilder aus der skandalösen Massen-Pelztierhaltung
im Vergleich zu einem von mir aus noch so schönen
Pelzmantel zu zeigen mit der Fragestellung, ob
so ein Pelz die Leiden dieser Tiere wert sei,
stellt sie nackte Prominente vor, die es als Solidarität
mit den gequälten Tieren zwar auch gab, die aber
beileibe nicht geeignet sind, die ganze Problematik
darzustellen.
Hierzu
nur ein Satz: Nackte Prominente sind nun mal quotenträchtiger, als
eine sachliche Darstellung des Problems. Eingefügt in diesen Teil
war noch
das Zeigen von
artgerecht gehaltenen Tieren (die ich voller Freude
betrachte) mit dem Hinweis, das manche Tierrechtler
(die gibt es
tatsächlich)
dies als die schlimmste Art der Tierquälerei ansehen,
weil die Tiere dann eben doch nur im Kochtopf
landen.
Nein!
Das ist nicht das Problem der meisten Tierrechtler/-schützer; ihre
Ängste beziehen sich
auf die Art des
Tötens inkl. Tiertransporte, und diese Ängste
sind nur allzu begründet!
Zu Teil
3 (Sodomie bzw. Zoophilie)
Mir
ist es völlig unverständlich, was die Autorin
gegen die sachliche Darstellung von Dr. Marion
Selig vom Bundesverband Menschen für Tierrechte
einzuwenden hatte. Wessen zweifelhaftes "Menschenrecht"
will sie denn hier verteidigen?
Der
sexuelle Umgang zwischen Mensch und Tier ist für beide Beteiligte
würdelos, wobei
Dr. Selig richtig gesagt hatte, dass es hier um ein Vergehen an
anvertrauten Lebewesen geht. Bei Großtieren mag dies in
England zu Recht
unter Strafe gestellte Fehlverhalten von Menschen
nur würdelos sein, bei Kleintieren geht es für
die missbrauchten Tiere tödlich aus, und ich glaube
nicht, dass das dabei gängige Würgen und auf alle
Fälle innerliche Zerreißen ohne Qualen für diese
Tiere abgeht.
Noch
einmal, wen oder was will die Autorin mit diesem Beitrag, der noch
nicht mal einschlägige Internetseiten ausließ, eigentlich verteidigen,
oder ist für sie die Zoophilie eindeutig ein durch nichts zu beschneidendes
Menschenrecht?
Den
letzten Beitrag fand ich schlicht vulgär. Die
Autorin kann nur hoffen, dass sich nicht gerade
die Holocaustopfer bzw. deren Nachkommen energisch
gegen diesen letzten Beitrag verwahren, zu Recht
denke ich, denn es handelt sich ja um die gleiche
Reportage, die sich zwar um "durchgeknallte
Tierschützer" drehen sollte, in Wahrheit
aber die Frage
der
Vergleichbarkeit von Menschen- bzw. Tierrechten
bzw. Menschen-/ und Tierquälerei stellte.
Diese
Reportage ist daher durchaus als eine Einheit
zu werten, was auch der Schlusssatz der Autorin
bestätigt:
"Obwohl
es sehr viel mehr Tierleid in der Welt gibt, kämpfen
diese Aktivisten (gemeint sind hier vor allem
"Menschen für Tierrechte", ein Verband,
der sich eigentlich aus der Bewegung gegen Tierversuche
bildete) weiterhin für eine Welt, in der Regenwurm
und Kleinkind die gleichen Grundrechte besitzen."
So
hörte ich es jedenfalls, und ich habe ein
paar mal hingehört! Dazu noch eine Frage an die Autorin, mal abgesehen
von der schlechten Recherche: Ist sie tatsächlich der Meinung, dass
nur Kleinkinder vor sexuellen Übergriffen gesetzlichen Schutz genießen?
68526
Ladenburg, 18. Januar 2004
Ines
Odaischi |